Musik
Meine musikalische "Karriere" begann wie so viele andere auch : mein erstes Instrument war ein
Tennis-Schläger, die erste Kamera ein Spiegel (der grosse im Schlafzimmer meiner Eltern), und die
ersten Fans (oder sollte ich sie eher "Gefangene" nennen ?) waren mein Bruder und meine Mutter,
später traten ein paar Schulfreunde dem "Club" bei, die mir dabei zusahen, wenn ich zum Playback der
Musik von Abba, Elvis Presley und anderem, alten Zeug wie Hugues Aufray und Mireille Mathieu tanzte
(in der Glamour-Welt, in der ich mich in meiner Fantasie bewegte, funktionierte das, weil ich ein
Stimmen-Imitator war - erklärt ja alles ...)
Sunkissed ?
Anfang der 80er Jahre beschlossen ich und zwei meiner Freunde (Patrick Schumacher und Jean-Jacques
Huss), unsere eigne Band namens "Sunkissed" zu gründen. Es wurde ein voller Erfolg : wir besassen
weder Instrumente, noch hatten wir irgendeine Ahnung, wie man Gitarre, Bass oder Schlagzeug spielt,
und trotzdem glaubten all unsere damaligen Bekannten, dass wir eine richtige Band seien. Verrückt ...
Als ich die Gelegenheit bekam, zum ersten Mal "Highway to Hell" und andere AC/DC-Scheiben zu hören,
und als ich die Stimme von Bon Scott hörte, wusste ich definitiv, dass ich ein berühmter Rocksänger
werden wollte. Ich begann damit, Langspielplatten zu sammeln : Judas Priest, Led Zeppelin und viele,
viele mehr. Und als mein Vater sich eines Tages dazu entschloss, mir eine billige, furchtbar aussehende
Akustikgitarre zu schenken (später sogar eine richtige E-Gitarre), da sah ich ein, dass - während wir
immer noch im Dachgeschoss unseres Hauses unsere "Konzerte" gaben - meine Träume nie Wirklichkeit
werden konnten, so lange ich lediglich in einer "Band" spielte, die nicht wirklich existierte.
1989 gab ich in einer Zeitung eine Anzeige auf. So traf ich auf Raymond Eischen, der einen Sänger
suchte. Wie konnte ich ahnen, dass ich bereits nach zwei oder drei Proben mein erstes "Konzert" spielen
würde. Es war in Herborn, während einem Volksfest, wo ich Songs wie "Summer of 69", "Hotel
California" und "Satisfaction" performen musste. Wir nannten uns damals "Milestone", und während
Raymond die typischen Volkslieder sang, spielte ich das Tamburin, von abends 21 Uhr bis morgens 3 Uhr
früh, bis meine Hände mit Wundblasen übersät waren.
Anglesey
Nach einigen Auftritten dieser Art kam ich meinem Traum, ein ernsthafter Sänger zu werden, etwas
näher, weil wir beschlossen, das verdiente Geld in unsere ersten Studio-Aufnahmen zu investieren. Wir
veröffentlichten "Don´t play with the Gun", das von unserem Bassisten geschrieben worden war. Ich
steuerte die Lyrics zur B-Seite, "Practice", hinzu. Unsere neue Band hiess ANGLESEY und bestand aus
Raymond Eischen (Keyboards), Romain Eiffes (alias Rick End, am Bass), Carlo Spolaoré (Schlagzeug),
seinem Bruder René (Keyboards), dem Gitarristen Jean-Paul Goerens und meiner Wenigkeit.
Die Single wurde kein Erfolg. Doch wir verloren keine Zeit, sondern begannen mit dem Recording zur
nächsten Vinyl-Scheibe, "Believe", einem Song, den ich geschrieben hatte. (Auf der B-Seite war "Keys of
Paradise" zu hören - eine Komposition von Raymond, mit meinem Text.)
Einige Wochen später erreichte "Believe" Platz 3 der luxemburgischen Charts. Wir freuten uns riesig
über den Erfolg und beschlossen, unsere erste CD "Between the Hard and the Pure" zu veröffentlichen.
Romain Eiffes verliess die Band und wurde durch Paul Reuter ersetzt.
Leider muss ich sagen, dass ich bis heute die meisten Songs dieser CD hasse. Die Musik ertrank in
Keyboard-Sounds, es waren kaum (aber doch unerträglich klingende) Gitarren darauf zu hören, es war
einfach nur Pop-Geschwafel. "Between ..." wurde kein grosser Erfolg. Andererseits muss ich erwähnen,
dass die tausend Exemplare, die wir damals pressen liessen, bereits nach kurzer Zeit restlos
ausverkauft waren (oder sollte ich ehrlich sein und zugeben, dass wir die meisten davon einfach
verschenkten ? ...)
Hard-To-Handle (Teil 1)
Ein paar Monate später beschloss ich, die Band zu verlassen und startete mit meinem Freund Steve
Trzebanski ein neues Projekt, das auf akustischen Gitarren aufgebaut war. Wir beide haben bis heute
grundverschiedene, recht komplizierte Charakterzüge und manchmal etwas eigenartige Auffassungen,
daher nannten wir uns kurzerhand HARD-TO-HANDLE, nach einem Song der Black Crowes. Wir spielten
einige Gigs in kleinen Kneipen und Cafés, und nur kurze Zeit später nahmen wir die Mini-CD "Bedroom
Molly" (von Eischen produziert) auf, die ein riesiger ... Flop wurde, obwohl ein paar tolle Songs auf der
Scheibe waren ("She" und "Moon").
Hard-To-Handle (Teil 2)
Doch wir hatten noch reichlich, gute Ideen für neue Songs und erweiterten das Duo zur sechsköpfigen
Band. Guy Thomas kam zusätzlich an die Gitarre, Carlo Lambert übernahm das Schlagzeug (beide
kamen aus der Band BLUES COCKTAIL). Mich Mangen spielte Bass (er hatte später einen beachtlichen
Erfolg mit seiner eignen Band SLEEPWALK). Und Raymond war wieder mit von der Partie - an den Tasten.
In dieser Besetzung spielten wir eine Menge Konzerte in Luxemburg, doch im Endeffekt interessierte
sich nicht wirklich jemand für unsere Band. Wir schrieben weiteres Songmaterial, redeten über eine
neue CD, doch nichts passierte. Dann verliess der Schlagzeuger die Gruppe, und wir fanden keinen
angemessenen Ersatz für Carlo.
Opposites of what you fancy
Ich wollte eigentlich nicht wieder bei Null anfangen, mit Leuten, die ihr Instrument kaum beherrschten,
daher zog ich mich zurück, enttäuscht und ausgelaugt. Ich hatte so viele neue Songs geschrieben und
wollte sie irgendwie live spielen. Doch wie konnte ich das tun, ohne Band, ohne Musiker ? Konfrontiert
mit diesen Fragen wurde die Idee, mit der Arbeit zu meiner eignen Solo-CD zu beginnen, immer
konkreter. Um das Hauptproblem zu lösen, kontaktierte ich verschiedene Musiker und fragte sie, ob sie
mir bei der Verwirklichung meines neuen Projektes helfen würden.
Und das taten sie : schlussendlich halfen mir über 40 Musiker bei der Produktion von "Opposites of
what you fancy", und das Resultat war ein Sammelsurium von 14 Songs, mit einer Gesamtspieldauer
von über 60 Minuten, inklusive 16-Seiten-Booklet und einem schönen Cover (das von Nadine Reding für
mich gemalt wurde). Ich nehme heute an, dass der ungewöhnliche Mix aus verschiedenen Stilen,
Rhythmen und Sounds der Grund dafür war, dass kein einziges Lied der Produktion es je in ein
Radioprogramm schaffte, obwohl ich eine Megatour durch die verschiedenen Sender des Landes
absolvierte.
Hard-To-Handle (Teil 3)
Also dachte ich mir : wenn ich dem Publikum meine CD schmackhaft machen will, muss ich das Material
live vorstellen. Deswegen inserierte ich erneut in einer Zeitschrift und machte mich auf die Suche nach
"frischen" Musikern. Schon bald war die dritte Generation von Hard-To-Handle geboren : Alain
Flammang an den Drums, Chris Glodt an Bass, Mike Christmann und Marc Walesch an den Gitarren.
Suzy Trierweiler sollte die Backing Vocals singen. Suzy und Mike kannte ich durch unseren
Zusammenarbeit an "Opposites ..." Doch die beiden blieben nicht lange in der Band, Yves Glodt nahm
den Platz des zweiten Gitarristen ein.
Nun, dieses Line-Up war bis heute das beste, mit dem ich je Musik gemacht habe. Wir spielten viele
Konzerte und schrieben tolle Songs, wie "Dust", "Love´s a tender Way to hate" oder "Hail on me". Unser
Sound wurde von der exzellenten Gitarrenarbeit von Marc, dem "Hendrix-Mann", und dem Yngwie
Malmsteen geprägten Yves geprägt. Das ganze wurde abgerundet durch die hervorragende Rhythmus-
Sektion von Alain und Christian.
Wir verbrachten eine schöne Zeit zusammen, und wir nahmen unsere besten Songs auf. Doch es kam nie
zur Fertigstellung der CD, die Band trennte sich im Laufe des Jahres 2000. Obwohl unsere Entscheidung
bereits längst gefällt war, nahmen wir noch an einem Wettbewerb, dem EMERGENZA, teil. Es war unser
letzter Gig - und der schlechteste ...
Nach diesem schrecklichen Auftritt ging Alain zu DREAMING IN RED (später bei SCARLETT ANGER und
CHRIS), Marc arbeitete an eignen Home-Recordings, Chris und Yves zogen sich völlig aus der Musikszene
zurück. Ein späterer Versuch, eine Reunion zu feiern, scheiterte, da ich keinen Sinn mehr darin sah. Die
beiden Glodt-Brüder hatten nicht vor, sich wieder fest zu verpflichten, und ich hatte keine Lust, meine
Zeit für ein einziges Konzert zu vergeuden. So verlief die Hard-To-Handle-Ära im Sande. Eine Neuauflage
(Teil 4) ist wohl eher unwahrscheinlich.
Lapislazuli
Nach dem Split traf ich Steve wieder, und wir spielten alte HTH-Nummern und neues Zeug. Wir
beschlossen, wieder zusammen zu arbeiten, diesmal allerdings unter dem Namen LAPISLAZULI. Da Alain
Flammang immer schon Teil eines Akustik-Projektes sein und gerne Background Vocals singen wollte,
wurde er für kurze Zeit Mitglied bei uns. Die Zusammenarbeit funktionierte nicht so recht, Steve und ich
waren ein zu eingeschworenes Team.
Ich weiss nicht mehr genau, wann und wie Roll Rossi ins Spiel kam. Manche sagen, es muss durch die
Konzerte in Ernzen - 1997, 1998 oder 1999 - gewesen sein. Das könnte hinkommen, da LAPISLAZULI auf
einem dieser tollen Festivals ihr erstes (und bisher einziges) Konzert gaben.
Jeder erzählte mir, dass Roll ein ausgesprochenes Arschloch ist. Das gleiche erzählte man ihm über
mich. Doch als wir uns dann eines Tages tatsächlich über den Weg liefen, stellte sich schnell heraus,
dass wir beide auf der gleichen Wellenlänge funktionierten. Wir waren Gleichgesinnte. Wenn wir
zusammen waren, teilten wir oft die gleichen Meinungen, Ansichten und - was schlussendlich den
Ausschlag gab - wir hatten die gleichen Ideen und Vorstellungen, wie unsere Musik klingen sollte.
Ausserdem hatten wir beide fast identische Erfahrungen in der Vergangenheit gemacht : wir feierten
manchmal Erfolge, dann knallten wir auf den Boden der Realität. Wir wurden ausgenutzt und gemieden
wie die Pest. Und wir standen immer wieder auf, wenn man uns ausgeknockt hatte. Trotzdem dauerte
es recht lang, bis wir beschlossen, in Sachen Musik zusammen zu arbeiten.
Als Steve und ich "Comfort" schrieben, baten wir Roll, den Song in dessen Studio aufnehmen zu dürfen.
Da Roll bei mir noch mit einem Gefallen in der Kreide stand (ich war für den Sänger seiner Band Lazy
Bones kurzfristig für ein einziges Konzert eingesprungen), erklärte er sich dazu bereit, unsere Maxi zu
produzieren.
Ursprünglich war Roll eben nur Produzent und kein Mitglied des Projekts LAPISLAZULI. Doch durch
seinen Einsatz, seine tollen Ideen, seine Ausdauer und nicht zuletzt seinen fast schon krankhaften
Drang zum Perfektionismus wurde er bald das dritte, offizielle Mitglied. So hat Roll zu unserem
Erfolgshit "Comfort" enorm viel beigetragen. Er arbeitete Tag und Nacht an den Tonspuren und machte
Unmengen an Mischungen, bis der Song so klang, wie man ihn heute kennt. Und wir sind sehr stolz auf
das Lied, das regelmässig im Programm von RTL zu hören ist. "Comfort" wurde ein Riesenerfolg.
Es dauerte aber weitere 5 Jahre, bis wir mit "Waiting" 2007 den Nachfolger veröffentlichten. Inzwischen
waren LAPISLAZULI zu einem Duo geschrumpft - Steve war nicht mehr dabei, er widmete sich seiner
Familie und war auch beruflich zu stark beschäftigt. Zwar war er noch als Gitarrist der Gruppe HAUTE
TENSION tätig, doch zog er sich nach der Veröffentlichung der CD "Univers de Pouris" bis auf weiteres
aus der Musikszene zurück.
Wir produzierten auch einen Videoclip zu dem Song, um die Single weiter zu promoten. Trotzdem
konnten wir mit "Waiting" den Hit nicht wiederholen. Was uns aber nicht davon abhält, weiter zu
machen.
Die Aufnahmen für unseren Nachfolger gingen nur schleppend voran. Das liegt daran, dass Roll als
Produzent in seinen Newsproduction-Studios für andere Bands noch sehr beschäftigt war und einen
vollen Terminkalender hatte. Ich meinerseits hatte viele meiner anderen Freizeitbeschäftigungen auf
Eis gelegt, um mich wieder intensiver der Musik zu widmen. Ich war fleissig am Komponieren und
Schreiben. Hin und wieder wurde ich auch gefragt, ob ich als Backing-Vocals-Sänger oder ähnliches
aushelfen möchte, was ich immer wieder gerne tue. So habe ich u.a, auf Einladung von Luke Haas, bei
einer luxemburgischen Version des Weihnachtsliedes "Winter Wonderland" ("Wäissen Wanterbesch")
mitgewirkt.
Im März 2012 erschien LAPISLAZULI-CD Nummer 3, mit dem Titel "Baby Darlene". Am 22. März rief Benny
Brown (RTL) bei mir an und zeigte sich begeistert von der neuen Scheibe, und wenn ich richtig informiert
bin, lief das Titelstück zum ersten Mal am gleichen Abend gegen 20.20 Uhr über den Äther.
Am 20. Juni 2015 dann folgte CD Nummer 4, „Changing Colors“. Sie wurde offiziell während eines
Konzertes im „Théâtre du Centaure“ vorgestellt, und ich kann mit Stolz behaupten, dass dieses Konzert
einen der Höhepunkte meines bisherigen Musikerlebens darstellt, denn wir haben diesen Gig auf DVD
gebannt und zwei Jahre später, im Mai 2017 offiziell veröffentlicht. Jetzt sind wir natürlich auf die
Reaktionen gespannt.
Ich möchte auch weiterhin die volle Bandbreite der Musik nutzen, um aktiv zu sein. Denn Musik ist
immer noch das, was mich am meisten erfüllt. Und so hoffe ich, dass die Zusammenarbeit mit Roll als
LAPISLAZULI noch lange weiter geht ...
to be continued ...
Sunkissed - die ersten Bilder (1981)
„Ehrung“ für MISTER STRANGE-
DREAMER - natürlich ein Fake !
Jung und voller Ambitionen
Patrick „Schummi“ Schumacher
Jean-Jacques
„Shocky“ Huss
und ich
„Sunkissed“ 20 Jahre später während
einer Versammlung meines TKD-Clubs
(2001)
Erstes Promo-Foto der Band mit
neuem Bassisten (Paul, zweiter
von links)
Die Band auf der Menai-Bridge in …
Anglesey
Das Foto entstand während der Aufnahmen zu
„Song of Hope“, das wir regelrecht live
eingespielt haben
Alle Fotos für „Bedroom Molly“ entstanden in
Junglinster und Gonderange
HTH live : Mich Mangen, ich, Steve Trzebanski
(von links)
Ein Bierchen nach dem Konzert : Steve, ich,
Raymond Eischen (von links)
Auf der Suche nach neuen Herausforderungen
spielte ich nur kurz mit Paul Reuter und
Claude Kujawa (hinten links) als SIGN O´LIFE
zusammen. Trennung nach nur einem Konzert
Auf dem Foto mit den Mitwirkenden von OOWYF fehlte u.a auch Luke Haas, der damals schon krank war.
Andere sagten aus Termingründen ab
Die erste Besetzung von HTH (III), noch
mit Mike Christmann (Gitarre, ganz
rechts) und Suzy Trierweiler (Backing
Vocals)
Die beste HTH-Besetzung : Yves Glodt, Marc
Walesch, Alain Flammang, ich, Chris Glodt)
Das von Chris entworfene HTH-Emblem
HARD-TO-HANDLE live bei „Rock um Knuedler“ 1997, mit Chantal Koch an der
Querflöte. Dass wir da waren, bemerkte kaum jemand …
Die erste Besetzung von
LAPISLAZULI hielt nicht lange :
Steve Tzrebanski, Alain Flammang,
und ich
LAPISLAZULI 2012
Lapislazuli im August 2017 :
Roll und Rom