Die letzte Wahrheit
Seit Ende 2008 steht mein Roman "Die letzte Wahrheit" nun in den Buchläden. Nach acht Jahren hatte ich
mit dem Verlag "Editions Schortgen" den richtigen Partner gefunden, und ich denke, dass das Warten sich
wirklich gelohnt hat.
Ich erzähle die - völlig fiktive - Geschichte von Chris Whealer, einem jungen Schauspieler aus den
Vereinigten Staaten, der eines Tages über den Unfalltod seines verhassten, in England lebenden Vaters,
informiert wird. Erst jetzt erfährt er, dass er einen sechsjährigen Stiefbruder namens Greg hat, der den
Autounfall schwer verletzt überlebt hat und nun in einem Londoner Kinderkrankenhaus versorgt wird.
Chris entpuppt sich als einziger, noch lebender Verwandter des Kindes.
Der junge Mann ringt mit der Entscheidung, ob er sich des kleinen Jungen annehmen soll. Nach einem
Besuch in der Klinik beschliesst Chris, sich um Greg zu kümmern und ihn zu sich zu nehmen. Doch dann
muss der Schauspieler erfahren, dass der Kleine Opfer sexuellen Missbrauchs wurde und alles dafür
spricht, dass sein eigner Vater der Täter war.
Das Buch erzählt die Geschichte von zwei Menschen, die zueinander finden und sich auf ihre ganz
spezielle Art und Weise kennen, schätzen und lieben lernen. Trotz des sehr ernsten Themas führen die
Naivität und die Unerfahrenheit der beiden Protagonisten zu Situationen voller Dramatik, Trauer, Tragik,
aber auch Witz und Herzlichkeit.
An der Geschichte arbeitete ich ganze zwei Jahre, wobei ich einen grossen Teil der Zeit für Recherchen
investieren musste. Die Story ist, wie gesagt, frei erfunden, doch lag mir sehr viel daran, so authentisch
wie möglich zu sein. Bei meiner Suche nach Hintergrundinformationen griff ich auf viele Internetseiten
und Fachliteratur zurück und wurde mit unvorstellbaren Fakten konfrontiert, und ich musste mich
fragen, wie viel ich davon im Buch einbauen kann und soll. Mein Ziel war nicht, den Leser zu schockieren,
sondern eine schöne Geschichte zu erzählen, die nachdenklich stimmen soll. Wie gehe ich mit einem Kind
um, dem derartiges widerfahren ist ? Und wie weit darf ich bei Zärtlichkeiten und dem Versuch, einem
Kind Geborgenheit zu vermitteln und ihm über das Erlebte hinweg zu helfen, gehen ? Wie reagiere ich bei
einem solchen Kind, das plötzlich Körpernähe sucht, kuscheln will ?
Chris Whealer befindet sich in einer solchen Situation. Was dem Kind passiert ist, stösst ihn ab. Doch nun
plötzlich sucht der kleine Greg Geborgenheit, Körpernähe, und kuschelt sich nahe an seinen Bruder - zu
nahe für Chris. Er will diese Nähe nicht. Doch soll er sie dem Kind verweigern ? Darf er das Kind
streicheln, oder macht er sich bereits strafbar ? Das Gefühl, in die Fusstapfen des Vaters geraten zu
können, frisst ihn auf - völlig grundlos. Doch Chris ist ein junger Mann, der sich aufopfernd um seinen
kleinen Bruder kümmert - und mit der Angst vor dem Unbekannten und der Angst vor seinen Gefühlen
kämpft - die alles andere als verwerflich sind.
Die Reaktionen der Leser waren sehr unterschiedlich, jedoch nie wirklich negativ. Manche halten die
Geschichte für unrealistisch, sind der Meinung, dass ein junger Mann wie Chris nicht so handeln würde.
Andere sagen, dass Reaktionen, Gedanken und Handlungen, wie ich sie bei Greg beschreibe, bei
Sechsjährigen nicht möglich sind. Nun, zumindest hier kann ich behaupten, dass dies nicht unbedingt
stimmt. Während meiner Arbeit als Taekwondo-Trainer habe ich öfters feststellen können, dass manche
Sechsjährige überhaupt nicht auf den Kopf gefallen sind und über Gedankengänge verfügen, die mehr als
verblüffend sind.
Andere werfen mir vor, keine Ahnung von Kindererziehung zu haben. Aber darum geht es letztendlich ja
auch in der Geschichte - Chris Whealer hat auch keine Ahnung, was richtig und falsch ist.
Ich muss aber, alles in allem, immer wieder darauf hinweisen, dass wir es mit einer erfundenen
Geschichte zu tun haben. Daher sind gewisse Fehler und Unglaubwürdigkeiten schon vorprogrammiert,
wie mir scheint. Um die grössten zu vermeiden, habe ich, wie gesagt, lange recherchiert und mir sogar
einige der Plätze, die ich beschreibe, selbst angesehen.
Eine Reise in die Staaten war mir leider nicht möglich, doch ich machte mich auf den Weg nach London,
um mich dort umzusehen. Jeder Kenner dieser Stadt wird wissen, wo sich der Brompton Cemetery
befindet. Ja, es gibt ihn natürlich wirklich, und auch die Geschichte mit den alten Gräbern stimmt. Selbst
die Begegnung, die zwischen Chris und dem Friedhofsgärtner im Buch beschrieben ist, ist echt : als ich
auf dem Friedhof "herumschnüffelte", erregte ich das Interesse eines alten Mannes, der dort für ein
bisschen Ordnung sorgt. Er schob eine alte Schubkarre vor sich her, trug alte, grüne Gummistiefel, und
der Dialog, der sich zwischen uns beiden entwickelte, ist demjenigen zwischen den beiden im Buch sehr
ähnlich gewesen. Allerdings weiss ich nicht wirklich, was es mit dem modernen Holzkreuz inmitten der
alten Steingräber auf sich hatte. Auch das Russell Hotel gibt es, es handelt sich in der Tat um ein sehr
beeindruckendes Gebäude. Das Great Ormond Street Children´s Hospital (GOSH) ist natürlich auch keine
Erfindung. Ich muss allerdings zugeben, dass ich die Klinik nicht von innen gesehen habe. Und wer dem
British Museum einen Besuch abstattet, wird in der Ägyptischen Abteilung auch die beschriebenen
Schätze wiederfinden. Die Recherche an den Originalschauplätzen hat Spass gemacht.
Zu einer Reise nach Kalifornien kam es leider nicht. Das war mir finanziell und zeitlich nicht möglich. Hier
musste ich mich, wie bei vielen anderen Sachen, auf das Internet und viele, viele Reiseführer verlassen.
Daher kann ich hier die Authentizität nicht zu 100 % garantieren. Seht euch doch mal das Encounter
Restaurant im Internet an, oder die Informationen über den Santa Monica Pier. Es lohnt sich.
Ich muss an dieser Stelle natürlich noch über eine andere Besonderheit meines Buches sprechen - einer
Sache, die bei vielen Lesern zu einem regelrechten Rätselraten und bei mir zu einer E-Mail-Flut geführt
hat. Denn ich habe für meine Geschichte Figuren benutzt, die wirklich existieren, ich habe lediglich die
Namen geändert. Chris gibt es wirklich, und er war an den beschriebenen Filmen und Serien auch als
Schauspieler beteiligt. "Spaceship Earth" gibt es ebenso wie "Soldiers on Purpose"und "A Lifetime´s
Secret" - sie heissen halt in Wirklichkeit nur anders. Und ich muss immer wieder betonen : in seinem
Leben hat es nie einen Missbrauch gegeben, sein Vater ist wohlauf, wie die ganze Familie. "Chris" ist
tatsächlich verheiratet - mit einer Frau, die 2 Söhne in die Ehe mitgebracht hat.
"Jerry Verholm" gibt es wirklich, er wurde als Anwalt (sic!) in einer sehr langen US-Soap weltbekannt.
"Lloyd Gossing Jr." erhielt 1982 einen Oscar. (Oh, jetzt habe ich aber schon viel verraten - jetzt wird das
Surfen wieder bei so manchen losgehen ...). Zwei Dinge kann ich noch verraten : Sophie Marceau habe ich
als Vorbild für Sandra Moran benutzt (hach, ich liebe diese Frau !!), und Alexandra Neldel (ebenfalls eine
schöne Frau - nur halt zu jung für mich, ähem) schwebte mir in der Rolle der Anne Neldon vor. Man
beachte : die Anfangsbuchstaben stimmen hier immer überein.
So, Schluss jetzt, ich habe schon genug verraten, mehr als ich ursprünglich wollte. Ich freue mich aber
immer wieder über die Spekulationen und vermeintlichen Entdeckungen meiner Leser. Falls Ihr also
denkt, Ihr seid einen Schritt näher gekommen, was die Identität(en) meiner Romanfiguren angeht, dann
lasst es mich per E-Mail wissen. Ich werde sie jedoch weder bestätigen noch widerlegen.
Nur : sucht nicht nach dem "wahren" Greg - es gibt ihn nicht. Der kleine Junge ist eine komplette
Erfindung, er ist die einzige Person meines Buches, für die ich keinen passenden Schauspieler fand. Das
ist auch nicht so schlecht. Greg soll für alle missbrauchten Kinder da draussen stehen. Er soll nicht in
Vergessenheit geraten, und auch nicht die schrecklichen Dinge, die er erlebt hat. Unsere Kinder sind
unsere Zukunft, und wir müssen sie schützen. Wir sollten dabei aber nicht vergessen, dass sie auch
unsere Liebe brauchen, und manche Kuschel- und Schmuseeinheiten. Liebe Eltern, vergesst das nicht !
Schlussendlich möchte ich mich an dieser Stelle noch bei allen Personen bedanken, die mir bei der
Verwirklichung meines Traumes - der Veröffentlichung meines eignen Buches - geholfen haben. Zum
Beispiel Luke Haas, durch den der Kontakt mit Manuel Schortgen zustande kam. Und natürlich das
grösste Dankeschön an Manuel, der das Experiment gewagt hat.
Einen ganz besonderen Dank an Maurice Molitor und seine DOK-Show, die leider nicht mehr im Programm
von RTL zu sehen ist. Ich bin selten so freundlich von einem Journalisten und seiner Crew behandelt
worden, und als du, Maurice, in der Sendung den Inhalt des Buches kurz resümiert hast (ich hätte es nicht
besser machen können), habe ich mit Freude gemerkt, dass du das Buch wirklich gelesen hast, was ich
sehr zu schätzen weiss. Das Bier hat hervorragend geschmeckt, und die Gespräche, die nach der Show
noch entstanden sind, waren sehr sympathisch, ich habe mich sehr wohl gefühlt. Schade, dass es die
Show in dieser Form nicht mehr gibt. Denn trotz vieler Kritiken : es war eine super Plattform für einen
Nobody wie mich, und etwas derartiges muss man in Luxemburg haben. Es wäre zu wünschen, dass bald
wieder etwas Ähnliches für die Luxemburger Musiker, Autoren und andere Künstler im Programm von RTL
entsteht ...
Und ein Dankeschön an die Freunde, die mich an diesem Abend zur Show begleitet haben, um mich
moralisch zu unterstützen. Denn auch, wenn ich locker wirkte - ich hatte mächtiges Nervenflattern ...
Und Danke an meine Leser, die mir mit ihren Mails und Kritiken immer wieder bestätigen, dass meine
Protagonisten so manches Herz erobert haben ...
„Luxemburger Wort“ Bericht vom
3. Dezember 2008
Der Brompton Cemetery in London …
… und eines der im Buch
beschriebenen Holzkreuze
Das Russell Hotel
Zu Gast in der DOK-Show, mit Maurice Molitor und Patrick „Jim“ Gregorius
Jerry ver Dorn = Jerry Verholm